Norbert Klugmann

geboren 1951 in Uelzen, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor in Hamburg. Er veröffentlichte bisher 50 Romane,
davon weniger als die Hälfte Krimis. Acht dieser Krimis schrieb er zusammen mit seinem
Kollegen Peter Matthews.

Die Nacht des Narren (historischer Krimi) - vor den Toren von Lübeck
(Juli 08 - Gmeiner Verlag - 324 S. - ISBN 978 3899777697 / 12,90 €)

Lübeck, Anfang des 17. Jahrhunderts. An einem frühen Maimorgen wird die Hebamme Trine Deichmann unsanft aus dem Schlaf gerissen. Vermummte bringen sie in einer Kutsche eilig Richtung Osten zu einem Schloss im Mecklenburgischen. Ein Zimmermädchen liegt dort in den Wehen und braucht ihre Hilfe. Was Trine nicht ahnt: Der Grund für die große Eile ist das in Kürze beginnende "Narrenreich", die 24-stündige Alleinherrschaft des Hofnarren Theophrastus von Bommelheim. Niemand darf in dieser Zeit die Residenz betreten oder verlassen. Auch Trine schafft es nicht mehr, rechtzeitig aus dem Schloss zu entkommen, denn Theophrastus hat seine Regentschaft eigenmächtig vorverlegt. Als am Abend nach einem Fest die Leiche eines Knechts gefunden wird, halten dies der Fürst und seine Gäste noch für einen großen Spaß. Doch dann lässt der Narrenkönig mehrere Galgen errichten. Und nur Trine Deichmann scheint angesichts des drohenden Blutbads einen klaren Kopf zu behalten ...

  Anmerkung:
"Ideen für Plots muss man haben!" Und die hat Autor Norbert Klugmann mit dieser Geschichte bewiesen. Sie ist außergewöhnlich und der Leser zittert mit der feinen Gesellschaft, wen der Narr als nächstens aufs Korn nimmt oder verschwinden lässt. Seine Hauptprotagonisten hat alle Hände voll zu tun und kann nicht überall gleichzeitig die entstehenden Brände des Narren löschen. Atemlos verfolgt der Leser sie Szenerie, die sich ständig wandelt. An Schlaf ist in diesen 24 Stunden auch für den Leser nicht zu denken.
Fazit: brillianter historischer Krimi. Glückwunsch Herr Klugmann. Sehr empfehlenswert!!

zur Geschichte:
Lübeck, mitten in der Nacht: Hebamme Trine Deichmann wird geweckt von vermummten Gestalten und ehe sie sich versieht sitzt sie in einer Kutsche. Es geht in die Sommerresidenz des Fürsten in Mecklenburg. Ein Zimmermädchen liegt in den Wehen und Trines Hilfe wird benötigt. Nachdem ihre Arbeit getan ist, möchte sie zurück nach Lübeck, doch das Tor bleibt verschlossen und die Kutsche fährt nicht vor. Während ihrer Arbeit hat der Narr, Zwerg Theophrastus von Bommelheim für 24 Stunden die Herrschaft übernommen und niemand kann das Schloss verlassen. Graf Harnack begleitet Trine, die sichtlich irritiert ist, zu ihrem Zimmer für die nächsten Stunden. Der Narr hat das Zimmer vorbereitet. Außer einem Bett sieht Trine nur Regal mit Gläsern, und in diesen Gläsern befinden sich verunstaltete Embryos in verschiedenen Stadien, denn auch ihr hat der Narr in den nächsten 24 Stunden eine Rolle zugedacht. Sie soll sich als Hexe verkleiden, was Trine ablehnt. Während des Essens tauchen in dem Essen Leichenteile auf und der Metzger ist verschwunden. Ob das ein Scherz ist, denkt Trine und begibt sich in die Küche, wo noch mehr Leichenteile sind. Wegen ihrer Ungehörigkeiten gegenüber dem "König" landet Trine im Kellerverlies und verdankt es nur dem Jäger, dass sie frei kommt. Der holt den Richter Meier herbei, den der Narr prompt verhalten lässt und als Richter ein Kind einsetzt. Dann muss der ganze Hofstaat für 3 Stunden Feld- und Gartenarbeit leisten. Trine landet erneut im Verlies und wünscht sich nichts sehnlicher herbei, als ihren Mann Josef... doch der Albtraum geht weiter und so nach und nach begreift Trine dass aus dem Spiel des Narren ernst wird und alle in Gefahr sind... der Schlüssel zu allem könnte eine Wette mit dem Fürsten sein...

(22.02.09) *****

   
   
Die Tochter des Salzhändler (historischer Roman) Lübeck
(Juli 07- Gmeiner Verlag - 327 S - ISBN 978-3899777062 / 12,90 €)

Lübeck, Silvester 1599. Die Frau des angesehenen Salzkaufmanns Heinrich Schelling bringt mit Unterstützung der Hebamme Trine Deichmann ein Kind zur Welt. Das Neugeborene weist eine seltsame Missbildung auf: Seine zusammengewachsenen Beine sehen aus wie der Schwanz einer Nixe. Bei der schweren Geburt stirbt die Mutter; ihre Leiche verschwindet spurlos. Kurz darauf ist auch ihr Mann unauffindbar. In der Stadt entbrennen heftige Diskussionen über die Hebammen, deren teils magisch wirkende Praktiken sie zum neuen alten Feindbild werden lassen. Besorgt um den Ruf ihres Standes, macht sich Trine Deichmann zusammen mit Lili, der ältesten Tochter des Salzhändlers, auf die Suche nach den Verschwundenen und macht dabei eine unglaubliche Entdeckung.

  Anmerkung:
Autor Norbert Klugmann reist mit seinen Lesern ins Lübeck des 16. Jahrhunderts. Die Leser verfolgen gebannt die Geschicke um die Salzhändlerfamilie Schelling und den Stand der Hebammen. Beide Teile des Plots sind spannend aufgebaut. Zwischen Hass und Wahn, zwischen Gefühlen und Tränen kämpfen drei Protagonisten um das Wohl eines Standes und um ein Salzhaus. Der Autor hat viel Melancholie eingebracht und spricht den Protagonisten aus der Seele. Der Leser kann sich vorstellen, was Anfang des 16. Jahrhunderts geschah, kann die Intrigen und Lügen nachvollziehen und ist an einigen Stellen auch sehr schockiert.
Fazit: Ein Roman mit viel Melancholie, Dramatik und richtig hanseatisch. Empfehlenswert!

zur Geschichte:
Es ist die Nacht vom 31.12.1599 zum 01.01.1600. Die Menschen sind aufgewühlt, feiern ausgelassen. Nur im Haus des Salzhändlers Heinrich Schelling findet ein anderes Leben statt. Schreie statt Lachen erfüllen das Haus. Martha Schelling liegt seit Stunden in den Wehen. Eine schwere Geburt. Während die 13-jährige Lili versucht den Bruder Paul zu trösten, geschieht nebenan das Unfassbare. Nur wenig später stirbt Martha Schelling. Alle Versuche die Frau am Leben zu erhalten, welche die Hebamme Trine Deichmann unternahm sind gescheitert. Und dann auch noch der Säugling: eine Missgeburt! Ist das ein Zeichen von Satan? Für den Ratsherrn und Salzhändler bricht eine Welt zusammen. Und dann ist er plötzlich verschwunden und kurz darauf auch Martha. Die wildesten Gerüchte kursieren in Lübeck. Von einer Geliebten ist die Rede, ein Neuanfang für den Salzhändler. Doch Lili und der Buchhalter Jütte wissen es besser. Der Vater wird zurückkommen. Doch für sie beginnt eine schwere Zeit. Appolonia, Schwester von Martha, versucht das Salzhaus an sich zu reißen. Und es kommt für Lübeck noch viel schlimmer. Flugblätter wehen durch Lübeck. Ein Pamphlet gegen die Hebammen und schon bald ist Trine Deichmann arbeitslos. Doch viele wehren sich auch. Lili, Jütte und Trine haben die Aufgaben übernommen das Kind zu retten, das Salzhaus und den Stand der Hebammen... eine große und nicht gefahrlose Aufgabe....

(28.06.07) ****

   
   
Kabinett-Stück (Lübeck/Rheinhessen)
(erschienen Juli 06 - Gmeiner Verlag - 324 S - ISBN3899776801 / 9,90 €)

In den kleinen Weinorten Rheinhessens ist ein neues Gesicht unterwegs: Ein smarter Geschäftsmann will den finanziell geschädigten Weingütern mit Finanzspritzen wieder auf die Beine helfen - natürlich gegen eine entsprechende Beteiligung. In seiner Begleitung befindet sich der Marchese, der ihm als weltgewandter und charmanter Weinkenner die Türen öffnen und die Wege ebnen soll. Auf einem kleinen Winzerhof stoßen die beiden jedoch auf erbitterten Widerstand und ganz unerwartet entwickelt sich die Angelegenheit für den Marchese zu seinem persönlichen Fall...

  Anmerkung:
Zwischen Lübeck und Rheinhessen - zwischen Holsteintor und Weinbergen - entwickelt sich ein interessanter Krimi mit bereits bekannten Protagonisten. Der Autor behält seinen eigenwilligen Schreibstil bei, der oftmals mehr Geheimnisse verbirgt als preisgibt, doch gerade das macht den Reiz aus den Stories zu folgen. Auch wenn der Leser am Ende nicht alle Rätsel löst und einiges an Gedankenarbeit für den Leser zurücklässt, ist der Plot als sehr gelungen zu bezeichnen.
Fazit: Der Marchese, ein ruhender Pol im mordenden Umfeld

zur Geschichte:
Der Marchese befindet sich mit Kai-Uwe Kranich in Rheinhessen. Er besucht die Familie Feder und findet das Haus in Trauer. Mutter Sophia ist gestorben und Ehemann Ewald hat sich mit Alkohol ins Bett verzogen. Sohn Maik hat auf den Besuch des Marchese gewartet und seinen Gast. Für ihn geht es um alles. Ein großer Kredit soll das Weingut nach vorne bringen. Alle Grundsteine dafür sind gelegt. Nur Ewald Feder legt sich quer. Er glaubt an den Genossenschaftswein. - Noch in der Nacht wird der Marchese von Jadwiga nach Lübeck gerufen. Mendel Grünfeldt hat Sorgen, er schläft nicht mehr. Bernhard Meister wurde tot in seinem Geschäft aufgefunden. Was hat Mendel Grünfeldt damit zu tun? Er hat Meister das Geschäft vermietet und von ihm bezog er auch Wein. Außerdem gab es einen Streit zwischen den beiden. Grund genug für Kommissarin Kaja hier einen Verdächtigen zu sehen. Sie kreist den alten Mann ein. Der Marchese versucht sie auf eine andere Spur zu leben. z.B. die Ehefrau, die sehr geldgierig war und von der Meister getrennt lebte. Während am Holstentor das Chaos tobt fährt der Marchese zurück nach Rheinhessen. Auch hier überstürzen sich die Ereignisse. Ewald Feder erhängt sich. Doch war es wirklich Selbstmord. Kommissar Ockenheim von der Kripo Bad Kreuznach hat Zweifel. Und dadurch gerät nun alles ins stocken... Maik bekommt den Kredit nicht... Krainich bekommt Probleme mit seinen Geldgebern... und der Marchese muss alles wieder richten, denn auch in Lübeck gibt es noch Probleme...

(09.09.06) ****

   
   
Borscht (Berlin-Krimi)
(erscheint Mai 05 - KBV Verlag - 180 S - ISBN 3937001565 / 8,90 €)

Berlin - Schicksalsstadt von Horst Borscht (47), Privatdetektiv, Trenchcoat-Träger, Wahrheitssucher, wohnhaft in einem Abbruchhaus, vierter Stock ohne Treppenhaus. Borscht redet selten und wenn doch... aber lassen wir das. Seine Heimat ist Neukölln. Sein jüngster Auftrag stammt von einer nervösen Frau: Finden sie heraus, ob mein Vater Bigamist ist. - Der Vater ist eine große Nummer bei einer renommierten Berliner Tageszeitung, die vor kurzem den Besitzer wechselte. Und plötzlich ist der mann, den er beschatten soll, tot. Als Borscht herausfindet, wer die neuen Eigentümer des Zeitungshauses sind, versteht er besser, warum der Vater seiner Klientin nicht mehr am Leben ist. - Borscht ermittelt mit der Zielstrebigkeit, wie sie sonst nur für Fußpilz typisch ist. Am Ende hat er viel über Pressefreiheit gelernt und nebenbei herausgefunden, wer dafür verantwortlich ist, dass die deutsche Wiedervereinigung so erfolgreich über die Bühne gehen konnte.

  Anmerkung:
Nanu, Sie kennen Borscht nicht? Das sollten Sie aber schleunigst ändern. Autor Norbert Klugmann hat nach seinen 2 ruhigen Büchern dem Leser einen Krimi der besonderen Machart anzubieten. In diesem Buch gehört Humor dazu, skurile Einfälle und eine Geißel der Menschheit in Form des Hauptprotagonisten "Borscht". Sein Markenzeichen: der Trenchcoat! Seine Wohnverhältnisse: Sonderbar, im 4. Stock eines Abrisshauses ohne Treppe! Seine Freunde und Bekannte: Außergewöhnlich bis sehr stark gewöhnungsbedürftig. Nachbarn die man sich wünscht! Sein Beruf: Privatdetektiv, und er hat gerade einen neuen Fall übernommen! Leser die sich für dieses Buch entscheiden sollten nicht denken nun einen klassischen Krimi in Händen zu halten sondern viel Humor mitbringen und sich vom Charme des Hauptprotagonisten einfach gefangen nehmen. Am Ende des Buches gehen Autor und Protagonist ein bißchen die Luft aus, denn die Dialoge sind nicht mehr so treffend formuliert.
Fazit: Lernen Sie Borscht kennen, vielleicht entdecken Sie sich selbst??? sehr empfehlenswert!

zur Geschichte
Neukölln/Berlin: Das ist das Revier von Borscht. Er ist Detektiv und wohnt in dem Haus ohne Briefkästen, in dem es mal 14 Mietparteien gab und jetzt nur noch den Schauspieler Kessler und Borscht. Seine neue Mandantin ist Irene Ratzinger und Borscht soll herausfinden, ob ihr Vater ein Doppelleben führt. Sie hat ihn gesehen auf einem anderen Grundstück, bei einer anderen Frau und mit fremden Kindern. Sein Name: Ulf Ratzinger. Borscht denkt nach und ist nicht abgeneigt zu helfen. - Am nächsten Tag sucht er Dr. Ratzinger bei den BAZ, doch leider findet er ihn nicht, aber andere auch nicht. Nach langem suchen fährt er zurück zu seiner Wohnung. Macht sich einen Tee, geht auf das Gerüst und sieht unten einen großen Wagen vorfahren. Irgendwie kann er die Tasse nicht halten und sie plumpst auf das Auto. Der Mann stürmt ins Haus und Borscht will noch die Treppe erwähnen, aber er hört nichts mehr. Plötzlich Sirenen. Kommissar Clozou und Lehmann sind im Hause, denn unten liegt die Leiche von Ratzinger. Gab Irene ihrem Vater einen Stoss? - Borscht beginnt seine Ermittlungen bei den Familien Hirschfeld und Ratzinger..

(07.05.05) ****

   
   
Schlüsselgewalt
(erscheint Aug. 04 - Gmeiner Verlag - 325 S - ISBN 3-89977-615-1 / 9,90 €)

Zwei Rätsel, ein Motiv: Felix von Oldenburg, der Sohn eines bekannten Reeders aus Lübeck, wird ermordet in einem Keller gefunden. Der Keller gehört einem stadtbekannten Weinhändler, bei dem zum Zeitpunkt des Verbrechens der Marchese zu Gast ist, Weinkenner, Frauenschwarm und Hochstapler. Am Morgen nach der Tat findet der Marchese eine Weinflasche, in ihr steckt ein alter Schlüssel. Ein Mord und ein Schlüssel wie passt das zusammen? Der zweite Fall für den Marchese: Mit Charme und Scharfsinn nimmt die lebende Legende aus der Welt des Weins das Duell mit der Lübecker Kripo auf. Eine heiße Spur führt in die Geschichte der Hanse zurück.

  Anmerkung:
Der Autor hat wieder seine geheimnisvolle Sprache gewählt um den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seine Story ist mysteriös, voller Überraschungen und sehr spannend erzählt. Die Wahrheit liegt weit in der Vergangenheit, der Mord im hier und jetzt. Seine Hauptprotagonisten zeigen die verschiedensten Charaktereigenschaften auf. Von Unschuldslamm, über Verschlagenheit, List bis zum verliebten Trottel. Am besten in Szene gesetzt wurde die Person Beheshta (Freundin von Philipp). Sie taucht in den verschiedensten Rollen auf und verwirrt nicht nur die Leser. Das Ende des Buches zeigt Frieden, einen Neufang für 2 Menschen und viele Trümmer.
Fazit: Gelungener Krimi rund um den Wein.

zur Geschichte:
Mendel Grünfeldt, 86 Jahre alt möchte zur 200 Jahrfeier seinen Weinkeller überprüfen. Für diese Inventurarbeit heuert er die Schüler Philipp Bernstorff und Felix von Oldenburg an. Dann liegt Felix erschlagen im Keller und Philipp verschwindet. Entführung? Der Marchese hilft seinem alten Freund, denn dem Kommissar Ingolf Waldmeister trauen sie nicht viel zu. Waldmeister sucht die Eltern auf. Joost von Oldenburg, Reeder, ist erschüttert über den Tod seines Sohnes. Otto Bernstorff macht sich mehr Gedanken um seine politische Laufbahn, als um seinen Sohn. Beide Väter halten Philipp nicht für einen Mörder. - Im Zimmer des Marchese taucht eine geheimnisvolle Weinflasche auf. Der Wein ist nicht genießbar, aber der Schlüssel in der Flasche sehr alt. Edgar Hoppenstedt schätzt ihn auf 17. Jahrhundert und früher. Rosalind Adam, Direktorin eines Museum glaubt, dass dieser Schlüssel aus dem 14. Jahrhundert stammt und zu einer Truhe gehört. Es könnte die berühmte Visby-Truhe aus der Hansezeit sein. - Waldmeister vernimmt die Freundinnen der Jungs. Bianca Knappe gibt sich rotzigfrech, während Beheshta Oesterlein ihm die Sinne raubt. Beide bestreiten, das Philipp ein Mörder ist. Doch wo soll Kommissar Waldmeister ansetzen? Er lässt sich auf ein gefährliches Liebesspiel ein... während der Marchese in Münster eine weitere Flasche mit einem Schlüssel findet...

(19.08.04) ****

   
   
Rebenblut
(erscheint Februar 2004 - Gmeiner Verlag - 230 S - ISBN 3-89977-613-5 / 9,90 Euro)

Bezaubernd schöne Landschaften; ein weltgewandter Weinliebhaber, der sogenannte Marchese; der von all dem unbeeindruckte Gelegenheitsdieb Rikki, der schließlich beim Marchese in die Lehre geht; und der grausame Mord am weinseligen Bischof: Alles in allem ein mehr als schwieriger Fall für Kommissarin Kaja. Zumal die Kriminalistin große Mühe hat, sich dem Charme des Marchese und seiner Weine zu entziehen. (24.12.03)

  Anmerkung:
Das Buch handelt vom Wein und dabei geht es um die alten und wertvollen Jahrgänge. Die Geschichte spielt in den Weinregionen, aber auch in Hamburg, Lübeck und Cuxhaven. Dabei bringt die Story Gewinner (der Marchese), Verlierer (Rikki) und Tote hervor (Bischof). An sich eine nette Geschichte, aber der Autor erzählt sehr umständlich, meistens undurchsichtig und oftmals schleppend. Viele Zusammenhänge und Ereignisse werden dem Leser erst Seiten später klar und das macht dieses Buch so schwierig zu lesen. Ich habe mich in dem Buch als Leser nicht wohlgefühlt, aber zu gute halten sollte man dem Autor, dass er eine sehr raffinierte Story geschrieben hat, die sich auf den letzten Seiten auch erklärt. - Nämlich dann, wenn der geneigte Leser nochmals alle Stationen vor seinem geistigen Auge ablaufen lässt. Wahrscheinlich benötigt dieses Buch einen Burgunder und viel Ruhe...

Zur Geschichte
In Limburg im Grand Hotel ist alles vorbereitet für eine Weinauktion. Der Marchese will die letzten Flaschen in die Kühlschränke stellen, spricht noch kurz mit dem Wächter Kempinski, der dann kurz verschwindet und sieht plötzlich einen Typen in Jeans mit 2 großen Taschen. Es klirrt, wird geräumt und schon befindet sich der Marchese mit dieser Person auf der Flucht. 40 Edelweine hat Rico, genannt Rikki, erbeutet. Rikki steigt in seinen alten giftgrünen Passat und entschwindet, während der Marchese in aller Ruhe etwas isst. Später - nach einem Unfall von Rikki - treffen sich beide in einem Waldweg wieder und fahren zusammen in den Norden. Das Gespräch zwischen den beiden ist schleppend, denn sie trennen Welten. Rikki wollte diese Wein einfach nur mit seinen Freunden trinken und erst durch den Marchese begreift er, wie wertvoll die Flaschen sind. Kurz Zeit trennen sie sich wieder. In Lübeck trifft sich der Marchese vom Grünfeldt, einem Weinliebhaber und Sammler, der kurz vor seinem Tod steht

Rikki muss sich bei seinen alten Kiez-Freunden einfinden, denn denen schuldet er viel Geld. Eigentlich wollte der die mit dem Wein bezahlen, aber nun soll er die besten Lager finden, ausspionieren und dann sollen die Einbrüche kommen. - Rikki wird klar, dass er ohne den Marchese in dieser Branche verloren ist und so fährt er zu ihm. Der Marchese will ihn anlernen. Neue Kleidung, neuer Haarschnitt und die Weinlektionen beginnen. Besonders beeindruckt ist er vom Weinkeller des Bischofs, der ein Freund des Marchese ist. Und kurze Zeit später stirbt dieser Bischof und mit ihm der Vikar und Kempinski. Rikki war am Tatort, denn er ist dort eingebrochen, aber ist er auch ein Mörder? Kommissarin Christa Kaja hält sich an den Marchese. Sie glaubt, er wird sie auf die richtige Spur führen...

(29.02.04) ***

   
   
Hamm-Saga (Kurzkrimi Hamburg)
(erschienen Okt. 03 - Hamburger Abendblatt (schwarze Hefte) - 63 S - ISBN 3921305225 / 3,00 €)

Ein Toter liegt im Innenhof einer Siedlung in Hamburg-Hamm. Seltsam ungerührt betrachten die meist älteren Bewohner die Leiche. Wegschaffen will sie keiner, niemand ruft die Polizei. Es ist ein recht junger Mensch, der da liegt, und die Alten pflegen ihren ganz eigenen Umgang um den jüngeren Bewohnern. Sie wollen unter sich bleiben, die Jungen brauchen sie nur für besondere Zwecke.

  Anmerkung:
Auf nur 63 S. hat der Autor einen morbiden, skurrilen Kurzkrimi geschrieben. Desto weiter der Leser sich in das Buch vertieft, umso mehr wird ihm bewusst in welchem "ehrenwert Haus" er hier gelandet ist. Der Autor lässt immer wieder Humor aufblitzen und schreibt stellenweise sehr bissig.
Fazit: Sehr empfehlenswert!

zur Geschichte:
Eine eingeschworene Hausgemeinschaft kann sich nicht mit jedem Nachbarn arrangieren. Das Lehrerehepaar ist entsetzt, dass schon wieder ein Toter im Hof liegt. Von den Anwohnern kümmert sich niemand darum. Am späten Nachmittag ruft Oma kurz an und bittet um Beseitigung der Leiche. Sohn und Hauptkommissar Gerald Hopp ist ratlos. Schon die 5. Leiche im Innenhof. Doch Oma weiß dafür eine Erklärung. Der Lehrer scheint ihr sehr verdächtig, besonders aufgrund seiner sexuellen Neigungen. Aber auch die Frau könnte ihren Liebhaber beseitigt haben. Gerald Hopp ist so begeistert, dass er die beiden sofort verhaften lässt. - Doch sind das wirklich die Täter oder gibt es noch mehr Geheimnisse...

(26.10.04) *****

   
   
Der Heilige von Hummelsbüttel (Kurzkrimi Hamburg)
(erschienen Sept. 02 - Hamburger Abendblatt (schwarze Hefte) - 63 S - ISBN 3921305233 / 3,00 €)

Als Topper, Streifenpolizist seit 24 Jahren erfährt, dass er unheilbar krank ist, beschließt er, sein Leben zu ändern. Er will sich bei all jenen Menschen entschuldigen, denen er während seiner Polizistenlaufbahn unrecht getan hat. Alles läuft gut an, Topper wird zum Medienstar. Doch die Geister, die er rief, wenden sich gegen ihn...

  Anmerkung:
Der Autor erzählt mit dieser Kurzgeschichte dem Leser ein kleines romantisches Märchen. Ein Polizist, der dem Tod geweiht ist, will am Ende sich bei allen entschuldigen, denen er Unrecht tat. Die einen freuen sich das er kommt, die anderen halten ihn für einen Spinner und die Presse baut die Story entsprechend auf. Somit erhält er den Beinamen "Der Heilige von Hummelsbüttel". Doch statt das nun Frieden eingekehrt, ergeben sich Eheprobleme, die Kollegen reden hinter seinem Rücken und der Polizeipräsident ist alles andere als begeistert von seiner Karriere bei Presse und Fernsehen. Er selbst glaubt am Ende noch jemanden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dieses zeigt dem Leser, dass der Autor und sein Protagonist immer mehr den Boden unter den Füßen verlieren.
Fazit: ein schlechter Kurzkrimi

(26.10.04) *

   
   

Anthologien:

Volker Albers (Hg.) Mordsjubiläum Aug. 03 Scherz Verlag Der Hof tanzt oder: Wie man einen Staat gründet **
Volker Albers (Hg.) Tod am Kai Mai 03 rororo Verlag Die Reise mit Vati  

 

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