Klaus Kordon

Julians Bruder (ab 14 J.)
(Juni 09 - Beltz Verlag - 640 S. - ISBN-13: 978-3407740045 / 9,95 €)

Paul und Julian wachsen im Berlin der 30er Jahre wie Brüder auf. Den Nationalsozialismus erlebt Julian in Verstecken, denn er ist Jude. Nach dem Krieg könnte für die beiden ein neues Leben beginnen, doch nach wenigen Tagen Frieden werden sie verhaftet und kommen in ein sowjetisches Internierungslager - das ehemalige KZ Buchenwald. - Die Geschichte einer großen Freundschaft und ein ergreifendes Zeitpanorama, das ein dunkles und zugleich wenig bekanntes Kapital deutscher Nachkriegsgeschichte beleuchtet.

   Anmerkung:
Autor Klaus Kordon hat einen spannenden Jugendroman geschrieben, der sich auch in der richtigen Altersklassenbereich befindet und sich in zwei Teile spaltet. Im ersten Teil geht es darum einen Jungen zu verstecken und im zweiten Teil, bereits am Kriegsende - geraten zwei Jungen in Kriegsgefangenschaft. Der Autor zeigt die Zeit während des Krieges auf und die Besatzungszeit. Beide problematischen Zeiten kennzeichnen die jungen Menschen für ihr Leben.  Nie zweifeln die Hauptprotagonisten an ihrem Zusammengehörigkeitsgefühl und das einer für den anderen einsteht. In vielen Kapiteln hält der Leser den Atem an, schaut in seine eigene Zeit und dann zurück ins Buch, wo es um Judenverfolgung, Bomben und Hunger geht. Der Autor umreißt das Thema Nationalsozialismur und Judenverfolgung nicht nur, er geht tief hinein in die Materie. Der erste Teil des Buches ist bereits schwere Kost, aber die Lage in einem sowjetischen Gefangenenlager aussichtslos, trist, höllisch, ohne Hoffnung auf eine Zukunft. Wer das überlebt möchte nur noch Schweigen, davon kann man niemandem erzählen.

Der Hauptprotagonist Julian wird während der Nazi-Zeit versteckt, immer wieder müssen diese gewechselt werden. Immer die Angst vor Entdeckung, vor dem Transport in ein KZ. Doch Paul und seine Schwester halten zu ihm, führen mit ihm Gespräche, geben der Einsamtkeit Hoffnung auf Zukunft. Und dann endet der Krieg wirklich. Jetzt könnte Julian jeden Tag rausgehen, die Natur genießen, sich frei fühlen, doch kurze Zeit später sind sie Gefangene der Sieger. Wieder geht es ums Überleben, um für jeden Tag den Mut aufzubringen zu Leben.  Schaffen sie das?

Fazit: ein wirklich beeindruckender Jugendroman, der auch von Erwachsenen gelesen werden sollte. Empfehlenswert!

(11.11.13) ****+
   
Mit dem Rücken zur Wand (Jugendbuch ab 13 J.)
(Mai 07 - Beltz Verlag - 454 S - ISBN 978 3407789228 / 9,90 €)

Berlin 1932/33 - die Weimarer Republik geht dem Ende entgegen, die Nationalsozialisten übernehmen die Macht. Die politischen Auseinandersetzungen spiegeln sich auch in der Familie Gebhardt wieder und der 15-jährige Hans mus sich stets neu entscheiden: für oder gegen den Bruter Helle, der Kommunist ist, für oder gegen seine Schwester Martah, deren Freund in die SA eingetreten ist, für oder gegen seine Freundin Mieze, die sich vor der Zukunft fürchtet.

  Anmerkung:
Das erste Wort das dem Leser einfallen könnte: Beeindruckend! Sehr sachlich geschildert werden die Ereignisse der Jahre 32/33 vom Autor Klaus Kordon. Jeder Leser kann einmal "Hans" sein und seine Gedankengänge nachvollziehen. Was ist richtig, was ist falsch. Wer steht wo? Für welche Sache wird eingestanden? Hin- und hergerissen zwischen den politischen Welten versucht Hans alle Parteien zu verstehen, sich selbst zu finden und sein bestes zu geben um der Familie zu helfen. Er kennt Angst. Er scheut sich nicht diese Angst auch zu zeigen, wie so viele Menschen in dieser Zeit und doch sind es zu wenige. Heute würde man viele damalige Menschen "Wendehälse" nennen und auch diese Menschen versucht Hans zu verstehen. So gibt er lange Zeit seine Schwester nicht auf, doch irgendwie ist ihm das Arbeitermilieu immer näher und seine Jüdin Mieze. Er erlebt wie innerhalb weniger Monate der Rechtsstaat, die Parteien und Gewerkschaften verschwinden. Familienangehörige, Freunde und Parteigenossen in Gefängnisse kommen. Wie hat das nur alles geschehen können?
Fazit: Ansprechende Erzählung einer historischen Zeit für Deutschland. Sehr empfehlenswert!

zur Geschichte:
Berlin Aug. 1932: Hans Gebhardt, knapp 15 Jahre alt hat seinen ersten Arbeitstag bei der AEG. Leider hat er keine Lehrstelle gefunden und muss mit einer Lagertätigkeit zufrieden sein. Anderen geht es noch schlechter. Die Eltern, Marie und Rudi sind einfache Arbeiter, der Vater durch den ersten Weltkrieg behindert. Sein ältester Bruder Helmut (Helle) hat eine Ausbildung aber keine Arbeit. Er ist verheiratet mit Jutta, die putzen geht und bald ihr erstes Baby erwartet. Seine ältere Schwester Martha arbeitet im Büro und bewohnt mit ihm eine kleine Dachkammer. Ihr Freund ist Günter Brem. Und in der Wohnung der Eltern lebt noch Heinz (Murkel), der noch keine 10 Jahre alt ist und zur Schule geht. Helle und die Mutter sind aktiv bei der KPD. Der Vater ist schon vor Jahren ausgetreten, da er das Parteiprogramm nicht mehr mittragen konnte. Gerade waren wieder Reichstagswahlen und die NSDAP wurde gestärkt, aber haben nicht gewonnen. Das es diese Partei gibt, bekommt Familie Gebhardt immer öfter zu spüren. Sie leben im 4. Hinterhof und gerade hat die Kuderka wieder geheiratet. Max Sauer ist bei der SA und beschallt den Hof immer öfter mit Marschmusik und Reden von Hitler. Doch noch muss die SA sich im Hintergrund halten. Immer mal wieder kommt es zu Auseinandersetzungen mit Mitgliedern der KPD. Es sind schwierige Zeiten. 6 Millionen Arbeitslose. Hunger, Elend und Not. Hans ist in keiner Partei. Auch in seiner Arbeitsstätte bekommt Hans Nazis zu spüren. Schröder und Klump vergreifen sich an Hans und fast alle schauen zu. Zu Hause im 4. Hinterhof muss er die Zwangsräumung der Familie Haberschroth miterleben und ist fassungslos, als sich die Mutter von 5 Kindern in die Tod stürzt. Und in diesen schweren Tagen tritt der Freund von Martha, Günter in die SA ein. Damit ist sie für ihre Eltern erledigt und auch für Helle. Hans versucht zu vermitteln und weiß doch, dass er scheitern wird. Er versucht die Schwester umzustimmen. Doch die liebt Günter. - Nov. 1932: Es sind wieder Reichtagswahlen, da die amtierenden Regierungsmitglieder zurückgetreten sind. Die Gewerkschaft ruft die BVG zum Streik auf. Tagelang gibt es keine Straßenbahn. In dieser Zeit kommt Hans endlich Mieze näher. Ein erster Kinobesuch, zarte Bande. Mieze arbeitet auch bei der AEG und ist Jüdin. Dadurch werden für Hans die Probleme nicht kleiner, denn so manche Wandschmierei ziert Häuser von Juden... weitere Ereignisse in der Arbeiterfamilie nehmen ihren Lauf, bis Hitler an der Macht ist Anfang Mai 33... jetzt muss Hans Farbe bekennen, muss sich mit Politik noch mehr Auseinandersetzen, aber auch den Weg zwischen Recht und Wahrheit finden...

(12.06.07) *****

   
   
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© Friedrich Sulzer