Kai Artinger

Kai Artinger - Tod in Worpswede
(erscheint August 2003 - VDG Verlag - 259 S - ISBN 3897393581 / 16,80)

Worpswede 1934. Eine Leiche ohne Kopf wird in der Nähe des Künstlerdorfes im Moor gefunden. Die Kommissare Lüder und Piel ermitteln vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umbrüche im Künstlerdorf, wo abstrakte wie "heimatverbundene" Maler, künftige Emigranten und aufstrebende Kulturpolitiker in enger, konfliktträchtiger Nachbarschaft leben. Doch der Tote im Moor bleibt nicht ihr einziger Fall: da ist noch eine Serie ungeklärter Todesfälle in der Bremer Frauenklinik... Der Kunsthistoriker Kai Artinger siedelt die Handlung seines Kriminal-Debüts in einer für das Genre bisher ungewohnten Zeit an: Im Deutschland nach 1933. Diese erste Phase des Hitler-Regimes mit dem „Röhmputsch“ als Zäsur ist geprägt von der zunehmenden Orientierung des Einzelnen an den neuen Machthabern. Anpassungsbereitschaft und Aufstiegswille sind auch unter Künstlern verbreitet und so entwirft Kai Artinger mit seinem Worpswede von 1934 einen nicht eben weltfernen Mikrokosmos, in dem Ausgrenzung, Intrigen und Konformität mit den Nazis mehr und mehr den Alltag bestimmen. Die Vorkommnisse in der Bremer Frauenklinik in jenen Jahren verdeutlichen jedoch noch eine andere Dimension der gesellschaftlichen Veränderungen im Deutschland jener Jahre.

  Anmerkung:
Ein sehr beeindruckendes und bewegendes Buch, besonders für mich als "Friedenskind". Der Autor schildert die schwierige Arbeit der Kriminalpolizei, deren Aufklärungen durch die neuen Machtverhältnisse sich in einem engen Raum bewegen. Im Anhang hat der Autor Kai Artinger erklärt, dass diese Geschichte frei erfunden wurde und dennoch kann ich es glauben, dass sie sich so zugetragen hat. Nicht hinschauen, nicht nachfragen, einfach parieren.

Kinder finden im Moor eine Leiche - aber ohne Kopf. Die Kommissare Lüder und Piel ermitteln. Unterstützt werden sie vom Gerichtsarzt Dr. Jakobsen. Die Bewohner des Künstlerdorfes sind nicht begeistert von den Ermittlungen und Untersuchungen, besonders der Bürgermeister Martin Besterkamp, und Prof. Wilhelm Kampf, Maler und Erfinder. Auch der Gendarm Heini Bruns macht lediglich gute Miene zum bösen Spiel. Im Dorf dreht sich alles um das Erntedankfest.

Henny Kühn, OP-Schwester und beste Freundin von Marie Lüder hat große Sorgen. In den letzten Wochen sind bei den Zwangssterilisationen 7 Menschen gestorben. Sie fühlt sich dafür verantwortlich, doch ihr Ehemann Roland Kühn, Laborarzt meint: "Leg Dir ein dickeres Fell zu". Doch so einfach ist das nicht. Henny geht ihren eigenen Weg...

Die Kommissare sind voll im Einsatz und ermitteln in alle Richtungen. Max Mönch - Maler, im Dorf unbeliebt, da er sich nicht der deutschen Kunst widmet, gerät ins Visier der Ermittler, wie auch Eva Deetjen, Fotografin. Gibt es bei der Familie Kampf ein Geheimnis? Und wer pfuscht in der Klinik?

Bei diesem Buch bin ich geneigt den Krimi in den Hintergrund zu stellen, da das Buch an sich schon eine eigene Geschichte erzählt, aus einer Zeit die ich mir nie wünsche.

(16.09.03) *****

   

 

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© Friedrich Sulzer