Wolfgang Bödeker
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Wolfgang
Bödeker - Kleine Geschäfte (erschienen April 2003 - Edition Treves Verlag - 172 S - ISBN 3-88081-536-4 / 9,80 ) Adam Engel gelangt mehr
durch Zufall als durch böse Absicht an Unterlagen, mit
denen er seinen Chef erpressen kann. Leider bringt er
nicht genügend Mut auf, um den Coup seins Lebens allein
durchzuziehen. |
Anmerkung: Wenn es die unzufriedenen Menschen und die schlechten Jobs nicht geben würde - dann hätte der Hauptdarsteller dieses Buches - Adam Engel - sich nie in seinem Leben bewegt. Aber es gibt beides, auch im realen Leben - nur schlägt sicher nicht jeder eine kriminelle Laufbahn ein. Am Ende des Buches bin ich mir fast sicher, dass Adam Engel nie geglaubt hat, dass er so viele Hebel in Bewegung setzt. Die Person - Adam Engel - ist eher unscheinscheinbar. Er arbeitet in der PR-Abteilung eines Müllentsorgungsunternehmen und hat die große Aufgabe jeden Tag die Zeitungsartikel über das Unternehmen auszuschneiden, zu kopieren und zu beantworten. Frust pur ist angesagt. Innerhalb des Unternehmens lernt er Karin kennen - die in der Rechtsabteilung arbeitet. Und hier entscheidet sich in weniger als einer Minute, dass er eine kriminelle Laufbahn aufnimmt. Er bekommt einen Beratervertrag von Dr. Hübner in die Hände und kopiert ihn. Aus dieser Quelle zieht er weitere Informationen - Spesenbelege, Hotelrechnungen, usw. Er möchte endlich Geld haben - möchte nach oben. Dr. Hübner, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen ist, zwar seine Ehefrau Marianne nicht mehr liebt, dafür um so mehr die Russin Nadja - der er Wohnung und Auto finanziert - hat alles erreicht. Eines Tages erhält er anonym einen Brief mit der Hauspost - der brisantes Material über ihn enthält, und kurze Zeit später kommt ein weiterer Brief mit einer Forderung von 100 000 . Wäre Dr. Hübner am vereinbarten Treffpunkt mit dem Geld erschienen, dann hätte die Geschichte fast noch gut ausgehen können. Aber... Jetzt kommt der Kriminelle Paul Groddeck ins Spiel. Adam Engel war so leichtgläubig bei ihm die Unterlagen aufzubewahren. Nachdem der ihn lange genug beobachtet hat und Adam sich ihm anvertraut, ist er mit von der Partie. Er fährt zum Haus von Dr. Hübner - nur merkt der die Beobachtung und verfolgt Paul Groddeck bis zu seinem Kiosk. Nun beginnt ein Wechselspiel der bislang 3 Beteiligten Personen. Belauern, beobachten und fordern. Adam Engel macht noch zwei große Fehler: Er erzählt Groddeck von Karin und schaltet den Journalisten Achim Rode ein. Die Geliebte von Dr. Hübner - Nadja Korowna - fühlt sich unbehaglich, hat Angst von ihrem Liebhaber verlassen zu werden und wechselt die Fronten. Sie trifft mit Paul Groddeck zusammen und verliebt sich in ihn. Damit sind die Hauptakteure alle gesetzt - Dr. Hübner, Adam Engel, Paul Groddeck, Nadja Korowna und Achim Rode. Die Verlierer in diesem Spiel sind Marianne Hübner und die kleine Angestellte Karin. Adam Engel - der über Teile des Krimis hinweg als Träumer einzustufen ist - will diesen Zug noch aufhalten, aber er gewinnt immer mehr an Fahrt... Der Autor schafft es, den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln - allerdings sind im mittleren Teil viele Dialoge der Akteure langatmig geschrieben. Einige Informationen werden dem Leser häufiger erzählt, andere Informationen erhält der Leser erst einige Seiten später. z.B. Woher wusste Nadja von der Erpressung Dr. Hübners? Auch wenn die Ausdrucksweise oftmals unter die Gürtellinie rutscht, findet der Autor die meiste Zeit zu einem normalen und zivilisierten Umgangston zurück. Ich halte das Buch nicht für den ganz großen Wurf, aber schriftstellerische Fähigkeiten würde ich Herrn Bödeker auf keinen Fall absprechen. (30.06.03) *** Dem Verlag gebe ich ein dickes Minus. Das Cover für das Buch - Bonbonfarben - hat mir überhaupt nicht gefallen und ohne Empfehlung wäre ich auf dieses Buch nicht aufmerksam geworden. |
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© Friedrich Sulzer