Monique Cantre

Tot in der Wilhelmstrasse
(erschienen März 2003 - Oertel + Spörer - 172 S - ISBN 3-886-27264-8 / 14,90 €)

Auf dem Kopfsteinpflaster der Wilhelmstrasse im Schatten der Reutlinger Marienkirche stirbt ein Mann: Wilfried Raff, 43 Jahre alt, Sohn eines einflussreichen Industriellen.
Die merkwürdigen Umstände um den Tod des Fabrikantensohnes lassen den Verdacht auf ein Gewaltverbrechen aufkommen. Doch die Kripo hat nichts Konkretes in der Hand. Kommissar Kuhn bittet deshalb seinen Freund Ulrich Koller um "Amtshilfe". Koller sagt zu als er eine wertvolle Dali-Sammlung - von Fälschungen ist die Rede - entdeckt, und die junge Witwe Fabienne Raff kennen lernt.
Und erkommt einem Geheimnis in der Familiengeschichte der Raffs auf die Spur: Eine große Liebe im Krieg spielt eine Rolle und ein tödlicher Unfall. In einer nebligen Novembernacht findet das Rätsel eine dramatische Lösung.

  Anmerkung:
Nachdem man die ersten 2 Seiten gelesen hat, erhält man den Eindruck, dass nun die Ermittlungen zu einem phantastischen Mord beginnen. Aber nun kommt die erste Ernüchterung: Der Tote ist tot - ohne Frage, aber Mord war es nicht. Obwohl ich die schwäbische Art nicht kenne, würde ich den weitern Verlauf des Buches ( die nächsten Seiten) als "behäbig" bezeichnen. Herbert Kuhn, Kommissar kann nicht ermitteln, denn eindeutig verstarb dieser Mann an Herzversagen. Obwohl es ihm in den Fingern juckt, dem Großindustriellen Raff etwas anzuhängen. Ulrich Koller ist am Anfang eher der Skeptiker - und erst durch die Dali-Bilder wird sein Interesse an der Familie Raff geweckt. Und damit beginnt auch für den Leser die Reise zurück in die Kriegsjahre, den Wiederaufbau, das Wirtschaftswunder.

Koller besucht die Witwe - Fabienne Raff - und sie gibt ihm die Möglichkeit Aktiv zu werden in ihrem Umfeld. Allerdings frage ich mich nun schon wieder, ob die Schwaben wirklich so schnell Fremden ihre Kontoauszüge zeigen? - Ulrich Koller erhält auch die Gelegenheit mit Heinrich Raff zu sprechen und macht einen Besuch in seiner luxuriösen Villa. Der Kunsthändler Berio Zander hält sich mit seinen Aussagen zu den Dali-Bildern sehr bedeckt, obwohl er am Ende mehr wusste. Eine Schlüsselrolle in diesem Buch spielt ein Schließfach, dass Fabienne Raff öffnet. Inhalt: Ein Kästchen mit einer Erkennungsmarke eines Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg. Und nun müssen Kuhn und Koller nur die Wege zurückgehen. Hildegard Raff, die Friedrich Raff liebte, der aber im 2. Weltkrieg fiel. Hildegard heiratet dann Heinrich Raff, den Bruder. Aber sie selbst verunglückt tödlich vor über 30 Jahren. Sind die Dali-Bilder nun echt? Wer hat sie verkauft? Erpressung?

Die Zusammenhänge innerhalb der Familie Raff, werden erst auf den letzten Seiten geklärt. Somit bleibt die Spannung erhalten. Auch Frau Cantre konnte sich nicht dazu entschließen einen "Ermittler" wie Ulrich Koller in geordneten Verhältnissen agieren zu lassen. Ulrich Koller ist geschieden, und die Söhne Leander und Tilmann leben bei Ex-Frau Doris. Seine LAG (Lebensabschnittsgefährtin) ist Marie von Hoyningen, die in Stuttgart lebt.

Insgesamt ist es ein sehr ruhiger Krimi, durchzogen mit schwäbischer Mundart und schwäbischem Humor. Das Buch ist flüssig geschrieben, und die Geschichte kommt nicht aus dem Land der Mystik oder Phantasie. Diese Geschichte kann sich wirklich so in dem kleinen, beschaulichen Reutlingen abgespielt haben. Für Ihre erste schriftstellerische Leistung gebe ich Frau Cantre **** , allerdings muss ich einen * wieder abziehen, da ich den Preis von 14,90 € als zu hoch empfinde.

(25.06.03) ***

Nachtrag
Nachdem mir die Autorin, Monique Cantre eine so liebe Mail geschickt hat, kann ich Ihr nur recht geben, dass Sie persönlich nichts für die Gestaltung der Buchpreise kann. Somit bewerte ich das Buch mit
**** und gebe dem Verlag ein Minus, wegen des hohen Kaufpreises. (25.06.03)

   
   

 

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© Caren Loewner