Christine Leutkart
Vom
gelben Felsen (Donautal-Krimi) (erschienen Juni 05 - Maximilian Dietrich Verlag - 368 S - ISBN 3871641510 / 14,80 ) Vor ihnen ragte ein mit Gras bewachsener, ockerfarbener Felsvorsprung weit in die Landschaft hinein. Die Kalksteinwand fiel senkrecht bis ins Tal hinab und traf unten auf den Wanderweg, auf dem sich winzige Gestalten bewegten: Spaziergänger, Hunde und sich tummelnde Kinder. Leos Blick fiel auf einen ebenmäßig gerundeten Stein, der aus dem Fels um sie herum herausgelöst worden war. Er wirkte wie zurecht geschliffen und war offenbar mit Bedacht an die äußerste Kante des Felsvorsprungs platziert, denn jemand hatte ihn eines sichereren Standes wegen mit dem unteren Teil in die Erde gestemmt. Kein Zweifel, der Stein musste bearbeitet worden sein, denn als Leo noch genauer hinschaute, entdeckte er eine klein-flächige, farbige Bemalung. Er versuchte, das Motiv zu erschließen. Es handelte sich um einen Kopf, leicht abstrahiert. Eine Vorderansicht: ein Antlitz, das weibliche Züge trug und in zwei Hälften geteilt war, eine helle und eine dunkle Seite. Das habe ich gemalt, beantwortete Sandra seine unausgesprochene Frage. Ein schöner Platz für ein Bild, bemerkte Leo, und grübelte über die Bedeutung des kleinen Kunstwerkes nach. Sandra schaute auf und sah ihm prüfend ins Gesicht. Es ist auch ein schöner Platz, um zu sterben, sagte sie. |
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Anmerkung: Die Autorin hat einen sehr einfühlsamen, melodramatischen Roman geschrieben. In den meisten Bereichen ist er volle Romantik, Gefühlen und Liebe. In kleineren Teilen spürt man Hass, Missgunst und Neid. Ihre Hauptprotagonisten (Sandra Lachner) ist ein träumerischer Mensch, der sich am liebsten weit fort wünscht von der Realität. Ihr Gegenpartner (Leo Mannski), ausgestattet mit viel Neugier ist fast das Gegenteil, dennoch zeigt auch er viel Ruhe und Einfühlungsvermögen auf. Die Ereignisse zwischen dem Mord und dem Beginn der Recherche sind nur ein Jahr. Der Leser erhält Häppchenweise Informationen über den Mord, die damaligen Verdächtigen, die Motive. Leider ist es der Autorin nicht gelungen eine Grenze zu ziehen. Oftmals verschmelzen die Informationen ineinander und der Leser muss sehr aufmerksam lesen um der Story wirklich folgen zu können. In manchen Teilen ist das sehr anstrengend. Bis zum Ende des Buches verliert die Autorin die Romantik aus den Augen, behält ihren ruhigen und bedächtigen Ton bei und bestätigt den Mörder für den aufmerksamen Leser nur noch. Fazit: Interessanter Roman aus dem Donautal zur Geschichte: (12.06.05) *** |
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© Friedrich Sulzer