Petra Oelker

Petra Oelker, Jahrgang 1947, geboren in Cloppenburg und ländlich aufgewachsen, studierte Sozialpädagogik
und Jura. Über die Erwachsenenbildung kam sie zum Journalismus. Sie war Chefin vom Dienst bei der TAZ und
wechselte dann zur "Brigitte" als Redakteurin für die Bereiche Soziales, Psychologie und Gesundheit, bis sie beschloss,
Bücher zu schreiben und nur noch frei als Journalistin für die Frauenzeitschrift zu arbeiten. Ihr erster Roman erschien
kurz vor ihrem 50. Geburtstag. Heute lebt die Autorin in Hamburg. Arbeitet als freie Journalistin. Sie hat bereits
zahlreiche Jugend- und Sachbücher veröffentlicht.

Mein erstes Zusammentreffen mit dieser Autorin hieß "Die ungehorsame Tochter". Während meines
Kuraufenthaltes fand ich es in einer Buchhandlung und die kleine Zusammenfassung auf der Rückseite
des Buches versprach viel Spannung. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen historischen
Kriminalroman gelesen, aber die Geschichte spielte in Hamburg um 1760 und meine Neugier war sehr
groß. Beim durchblättern des Buches fand ich einen Stadtplan von Altona und Hamburg aus dem
17. Jahrhundert, sowie am Ende des Buches ein Glossar zur Erklärung der verschieden Bezeichnungen
für Handwerk, Arzt und Leben dieser Zeit. Vom ersten Moment an hatte ich den Eindruck, dass sich
die Autorin sehr viel Mühe macht, dem Leser die damalige Zeit nahzubringen. Hauptperson dieses
Buches, sowie weiterer erschienener Werke von Petra Oelker ist Rosina, eine Komödiantin. In der
damaligen Zeit hatten es diese Leute sehr schwer und waren meist schlecht angesehen, es war fahrendes
Volk, dass über die holperigen Straßen mit Karren zog. Claes Herrmanns dagegen ist ein angesehener
Kaufmann aus Hamburg, der Handel mit aller Herren Länder betreibt. Trotz der großen Unterschiede
in der Lebensweise entwickelt sich zwischen den Komödianten und dem Hause Hermanns eine
Freundschaft, zusammen hilft man immer wieder gern dem Weddemeister bei der Aufklärung von
Verbrechen des 17. Jahrhunderts.

Erschienen sind :

1997 Tod am Zollhaus

Verlagstext
Hamburg 1765: Als der Schreiber eines Kaufmanns erdolcht wird, gerät der Prinzipal eines Wandertheaters
in Verdacht. Aber die Komödiantin Rosina riskiert Kopf und Kragen und deckt eine heimtückische Intrige auf.

1998 Lorettas letzter Vorhang

Verlagstext
Hamburg im stürmischen Oktober 1767: Komödiantin Rosina, erst wenige Wochen am neuen Nationaltheater
am Gänsemarkt, sehnt sich nach ihrer Wandertruppe zurück. Eifersucht im Ensemble, Krach um Kunst um
Geld in der Direktion, Streit um den Kritiker G.E. Lessing vergiften die Tage. Und eines Tages während der
Vorstellung liegt die schöne Loretta, zweite Besetzung der Heldin, tot in den Kulissen ... Zum dritten Mal
geht Rosina gemeinsam mit dem Großkaufmann Herrmanns auf Mörderjagd zwischen Theater und Börse,
Kaffeehaus, Hafen und Bürgersalons

1998 Der Sommer des Kometen

Verlagstext
Hamburg im Juni 1766 - für den Großkaufmann Claes Herrmanns vom ersten Tag an ein Gewittermonat. Als
der Kaufmann Stedemühlen tot aufgefunden wird, gerät Claes` Sohn Christian in Verdacht. Der Ermordete
hatte ihm die Hand seiner Tochter Aline verweigert. Als später ein stadtbekannter Dichter unter mysteriösen
Umständen stirbt, nimmt sich die begabte Schauspielerin und Laiendetektivin Rosina mit ihrer Truppe der
Sache an. Auf den ersten Blick haben die Fälle wenig miteinander gemein, da geschieht plötzlich ein dritter Mord.

1999 Die zerbrochene Uhr

Verlagstext
Hamburg im August 1768: Niklas, Sohn des Großkaufmanns Claes Herrmanns und Schüler der ehrwürdigen
Gelehrtenschule Johanneum, findet in der Pause einen Toten. Es ist Adam Donner, der Lehrer der Sekunda und
bei Schülern wie Kollegen gleichermaßen unbeliebt. Viele Verdächtige in Schule und Kaffeehaus, am Hafen,
in den Salons und gar im Damenstift - ein neuer kniffliger Fall für die Komödiantin Rosina, Großkaufmann
Claes Herrmanns und Weddemeister Wagner.

2000 Die ungehorsame Tochter

Verlagstext
Der Winter des Jahres 1769 ist lang und eisig. Die Schifffahrt in den Häfen von Hamburg und Altona ruht, nicht
aber der Streit zwischen den Neumühlener Lotsen und den Konkurrenten vom hannöverschen Südufer. Als an
einem nebelkalten Märzmorgen die Tochter des Neumühlener Oberlotsen zwischen treibenden Eisschollen tot
in der Elbe gefunden wird, glaubt niemand an einen Unfall.

Frau Petra Oelker hat mich als Autorin überzeugt. Die Romane spielen alle im historischen Hamburg-Altona, aber die einzelnen
Kriminalfälle und deren Lösungen sind so unterschiedlich, dass man jedes Buch mit einer neuen Anspannung beginnt.
Frau Oelker ist eine Autorin aus unserem Lande, der man unbedingt Beachtung schenken sollte.

 

Inhalt:
Lady Amanda Thornbould traut ihren Augen nicht, als sie das Paket auspackt: Es ist ein Gemälde, das
ihr Mann ihr zur Hochzeit geschenkt hatte und das ihr vor dreißig Jahren gestohlen worden war. Den
Absender kennt Lady Amanda zwar nicht, aber sie freut sich über alle Maßen, dass das kostbare
Gemälde wieder da ist. Die Journalistin Leo Peheim, Spezialistin fürs Tränenfach, soll daraus eine
rührende kleine Geschichte machen: geheimnisvolle Rückkehr eines Kunstwerks, adelige alte Dame,
treue Liebe, Freudentränen. Sie fliegt zu Lady Amanda nach Jersey, um Hintergrundmaterial zu
sammeln. Sie hat keine Ahnung, dass diese Story nicht in ihr Fach fällt. Denn es geht um Mord....
  Anmerkung:
Bislang kannte ich Frau Oelker nur aus ihren historischen Kriminal-Romanen. Dieses Buch hat eine
sehr bewegende Anfangsgeschichte die bereits vor 1965 spielt. Durch einen Diebstahl verläßt ein Bild
das Haus und kehrt nach Jahren zurück. Von diesem Moment an kommt es zu einer Detektivarbeit der
Journalisten Leo und Lady Amanda Thornbould. Dadurch geraten beide auch immer wieder in
Schwierigkeiten, sogar in große Gefahr.
Am Anfang mehr eine unbedeutende Geschichte, aber im Laufe des Buches wird daraus ein spannender
Krimi um die "große" Kunst, die Malerei. Wer ein Fan von Frau Oelker ist, sollte dieses Buch nicht auslassen.
   
Der Klosterwald

An einem schönen Sonntag im Juni rüttelt ein Skandal die schläfrige Kleinstadt Möldenburg auf: der beliebte
Arzt Dr. Mellert erschießt sich im Klosterwald. Niemand weiß warum, Gerüchte werden laut, man spricht
sogar von Mord.
Einige Monate später ist Gras über die traurige Geschichte gewachsen. Die neue Äbtissin des
evangelischen Klostern, Felicitas Stern, ist erleichtert, dass in ihrer Heimatstadt, in die sich nach vielen
Jahren zurückgekehrt ist, wieder alles seinen gewohnten Gang geht. Sie freut sich auf einen ruhigen
Herbst und ist zufrieden mit dem, was sie in ihrer ersten Amtszeit geschafft hat. Die neun Konventualinnen
respektieren ihre neue Leiterin, die sich nicht als weltferne Betschwester, sondern als moderne
Managerin eines bewohnten christlichen Museum versteht. Für die Rettung der spätgotischen
Wandmalereien im Refektorium hat sie einen spendablen Mäzen und die junge Restauratorin
Judith Rehland gefunden.
Doch die spätherbstliche Idylle ist von kurzer Dauer. Noch eine Leiche wird im Klosterwald gefunden,
und diesmal ist der Fall eindeutig: Mord. Die Tatwaffe, ein rumänisches Jagdmesser, wird in der Nähe
der Leiche entdeckt. Trotzdem tappt der notorisch missgelaunte Kriminalhauptkommissar Erik Hildebrandt
im Dunkeln. Erst als sich die neugierige Äbtissin mit unbequemen Fragen und waghalsigen Recherchen
einmischt, wird die Spur heiß. Sie führt nach Rumänien, auf das Gut ihrer Jugendliebe Arnold Zechau
und immer wieder zurück zu Andreas Mellert, dem ersten Toten im Klosterwald.

  Anmerkung:
Eine Idylle, ein Wald, ein Kloster, eine Kleinstadt - mehr braucht die Autorin nicht um einen spannenden
Krimi zu schreiben. Zu keinem Zeitpunkt erscheint die Geschichte absurd, im Gegenteil mit jeder Seite wird
es spannender. Die Personen sind begrenzt und voll in die Handlung integriert. Besonders die Äbtissin,
deren Aufgaben, Kleidung und Wohnverhältnisse ich mir ganz anders vorgestellt hatte, gibt der Geschichte
den richtigen Rahmen. Das Knistern in diesem Krimi setzt erst im letzten Drittel des Buches ein und bis
zu diesem Zeitpunkt ist der Leser zwischen den einzelnen Tatverdächtigen doch sehr hin und her gerissen.
Sehr zu empfehlen.
   
Die englische Episode
(erschienen im rororo-Verlag - März 2003 - 8,90 Euro)

Rosina ist mit ihrer Komödiantentruppe in der Stadt, die Seeleute, Pfeffersäcke, windige Händler und ehrbare
Bürger in ihren Mauern beherbergt. Und neuerdings auch den Geist der Aufklärung: Die Freimaurer
gründen ihre Zirkel und bringen neues Gedankengut in Umlauf - eine Ware, die nicht von allen gleich
hoch taxiert wird. Ein Hamburger Druckergeselle wird ermordet und die Spuren dieser Tat führen den
Großkaufmann Herrmanns mit seiner Frau, die Schauspieler und natürlich auch Tante Augusta nach London,
in die weltoffene, brodelnde Hafenstadt an der Themse.
29.04.03

 

Anmerkung:
Eigentlich hatte ich schon gar nicht mehr daran geglaubt, dass Frau Oelker nochmals etwas von ihrer
Heldin Rosina, den Komödianten, den Hermanns, Tante Augusta, Weddemeister Wagner und ihrer
kriminalistischen Leidenschaft schreiben würde. Um so mehr habe ich mich gefreut, als ich bei den
Neuerscheinungen einen weiteren Teil fand. Mit großer Spannung begann ich zu lesen, denn die letzten
Romane aus dieser Serie hatten mir alle gut gefallen. Zum einen, weil jede Geschichte für sich abge-
schlosen war und zum anderen gefiel mir der Schreibstil von Frau Oelker vom ersten Moment an sehr
gut. Da die Romane bislang im historischen Hamburg und Altona spielten, war ich besonders
neugierig, warum die gesamte Truppe sich in England aufhielt.

Wieder mal ein Buch das ich kaum aus den Händen legen konnte. Neugierig vom ersten bis zum letzten
Moment habe ich das Buch verschlungen. Verschlungen waren auch die Pfade vieler Menschen, die
sich am Ende des Buches im Herrmanschen´Garten in Hamburg wiedertreffen. Jeder hatte von seiner
Reise viel zu erzählen. Anne und Claes Hermann waren auf Reisen gewesen, weil Anne ihm fortge-
laufen war und Tante Auguste hielt es für das beste, dass ihr Großneffe Anne sofort nachreiste. Die beiden
waren fast 8 Monate fort von Hamburg und trafen mit Madam Augusta in London wieder zusammen.
Madam Auguste besuchte dort eine alte Freundin aus Kopenhagener Zeiten, Cilly Cutler, die ebenfalls
eine sehr gute Partie gemacht hatte. Ihre Tochter Florence, die verheiratet war mit Lord William
Wickenham, führte leider keine glückliche Ehe und der Lord begab sich in zweifelhafte Geschäfte.
Die Becker´sche Komödiantengruppe war nach England gereist um dort im berühmten Drury-Lane-
Theater eine Vorstellung zu sehen und London kennen zu lernen. Aber... nach einem Mord in Hamburg
reiste auch der Weddemeister mit seiner gerade frischangetrauten Karla im Schutz der Komödianten
nach London. Dort sollte er Ermittlungen für den Hamburger Senator anstellen, aber natürlich unauf-
fällig.

Ein Mord in Hamburg - die Suche vom Patenkind des Senators und seinen Münzen - gefälschte
Versicherungspolicen - verschwundene Schiffe - ein weiterer Mord in London - und viele andere
Ereignisse führen am Ende zueinander. Spannend bis zur letzten Seite und wunderschön erzählt.
London 1770 muss sehr aufregend gewesen sein. (06.05.03)

 

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06.05.2003